alleine das Existieren fällt schon schwer und die Kinder haben nur einen klaren Gedanken: “Lasst uns baden, baden, BADEN!”
Dabei gibt es mehr als genug zu tun. Irgendjemand muss ja schließlich den olympischen Geist wahren, ein Königreich beschützen und ganz nebenbei zum Superhelden werden und das Universum retten. Aber der Reihe nach …
Als wir am ersten Samstag anreisten kam erstmals seit langem ein frischer Wind im Zeltlager auf. Im wahrsten Sinne des Wortes! Und kurz darauf regnete es kurz. Das sollte allerdings für viele Tage der einzige Regen sein, denn danach wurde das Wetter heiß.
Das Tagesprogramm hingegen ging wie üblich ganz entspannt los. Unsere traditionellen Dirk-Otto Spiele waren mal wieder der Anfang unserer Freizeit. Hier wurde zeltweise gegeneinander angetreten und zur Belohnung winkte jeder Zeltgemeinschaft eine prall gefüllte Tüte mit Naschen. Natürlich wurde auch gebadet, in der Sonne gelegen und Wassereis gegessen. Dies sollte sich noch wie ein roter Faden durch die nächsten zwei Wochen ziehen.
Am nächsten Tag wurde der diesjährige Lagertanz einstudiert. Ab sofort wurde zu Nick Waterhouse “Katchi” ordentlich abgetanzt und wer sich noch daran erinnern konnte, der konnte auch noch die Tänze der letzten Jahre zum Besten geben.
Abends war dann große BINGO-Nacht. Es wurde mal laut und mal leise gezockt und am Ende hatten alle so viel Spaß, dass es völlig unwichtig wurde wer nun etwas gewonnen hatte und wer nicht.
Danach nahmen wir langsam Fahrt auf und es wurde sportlich. Ein ganzer Tag stand unter dem olympischen Geist. “Dabei sein ist alles.” ist schön und gut, aber frei nach dem Motto: “Da geht noch was!” wurden alle Muskeln und alles an Geschick gefordert und so hatte auch jeder am nächsten Tag seinen verdienten Muskelkater. Zum Glück konnte man sich bei ruhigen Basteleinheiten ein wenig erholen.
Dies war jedoch nur eine kurze Verschnaufpause. Am Tag darauf fanden die berühmten Spiele ohne Grenzen statt. Und hatte ich schon erwähnt, dass es unglaublich heiß war? Aus gegebenem Anlass stand diese Aktion ganz im Zeichen des Wassers. Ein Hindernisparcours ist doch gleich eine ganz andere Hausnummer, wenn man dabei mit einem Schlauch abgespritzt wird und sich der Sand unter einem in eine Matschgrube verwandelt.
Auch Eierlaufen wird erst so richtig interessant, wenn man eine glitschige Rutschbahn hinauflaufen muss und wenn man beim Staffellauf den Wasserbomben der Gegnergruppe ausweichen muss ist man so richtig gefordert. Doch auf das war erst der Anfang.
Die Kinder ahnten ja noch nicht, dass sie zu höherem bestimmt waren.
Als am mittlerem Wochenende eine ganze Schar Superhelden dem Zeltlager einen Besuch abstattete, um die Kinder einen Tag lang in verschiedenen Heldentechniken zu unterweisen, war die Überraschung natürlich groß. Größer waren nur die Herausforderungen, denen sich die Kinder stellen mussten. Da war Klettern mit Spiderman, Training mit dem Hulk, Hammerwerfen mit Thor und vieles mehr zu erledigen. Alle wurden körperlich und geistig gefordert und ohne es wirklich zu bemerken wurde so jeder ein kleines bisschen selbst zum Helden ausgebildet. Wie wichtig diese neu erlangten Fähigkeiten noch sein sollten, konnte zu diesem Zeitpunkt jedoch noch keines der Kinder ahnen.
Zunächst mussten jedoch organisatorische Dinge erledigt werden. Betreuer sind bekanntermaßen nur übergangsweise die höchste Instanz im Leben der Kinder. So kam es, dass sich am Sonntag hoher Besuch ankündigte und (wie üblich) die Eltern im Zeltlager Einzug hielten um ihre frisch ausgebildeten kleinen Helden zu inspizieren. Oder vielleicht auch nur um Kaffee und Kuchen zu “schnorren” und ein wenig Spaß mit ihren Schützlingen zu haben. So verging der Tag mit sachten Spielen und viel baden.
Der Folgetag hatte es dann so richtig in sich. Ein Wissenschaftler aus einer anderen Dimension war plötzlich im Zeltlager aufgetaucht und brauchte nun dringend die Hilfe der Kinder, um sein Dimensionsportal wieder in Gang zu bekommen. Hierfür benötigte er die Energien von anderen weit entfernten Planeten. Die Aufgabe der Kinder bestand nun darin ferne Sterne zu bewandern und mit den dort existierenden Lebensformen in Kontakt zu treten. In mehrere Gruppen aufgeteilt machten sie sich auf eine abenteuerliche Reise und mussten verschiedene Aufgaben bewältigen, um die geforderte Energie einzusammeln.
Ob es nun darum ging den Bewohnern des Agrarplaneten bei der Bestellung ihrer Felder zu helfen, auf dem Wirtschaftsplaneten den Reichtum der Welt abzuschätzen, schwierige Begriffe auf dem Wissensplaneten zu erklären oder an der “Quelle der gebrochenen Herzen” besonders nett zu seinem Gegenüber zu sein, die meisten Gruppen konnten genug Energie aufbringen um sich sogar von den freundlichen Wesen des spirituellen Planeten zurück nach Hause kutschieren zu lassen.
Zurück im Zeltlager wartete jedoch eine böse Überraschung. Der “Wissenschaftler” entpuppte sich nämlich als ein dimensionsreisender Ganove, der die Kinder lediglich ausgenutzt hatte, um an die Energie der Planeten zu gelangen. Von diesem Schock mussten sich alle erstmal erholen und was wäre dafür besser geeignet als ein entspannter Abend vor der Glotze? Richtig, ein entspannter Abend im Freilichtbühnenkino Adlerhorst. Eine große Leinwand wurde gespannt und da wegen der erhöhten Waldbrandgefahr kein Lagerfeuer erlaubt war versuchten ein paar Betreuer ihr Stockbrot über einem Lagerfeuer-Video zu erwärmen und so die Wartezeit zu überbrücken. Der Erfolg war … überraschend. Bei Einbruch der Dunkelheit begann der Film “Coco - lebendiger als das Leben”. Alle hatten eine Menge Spaß und dass die Nachtruhe leicht ausgeweitet wurde war der verdiente Lohn für die Anstrengungen des Tages.
Am darauffolgenden Abend versammelten sich alle Kinder erneut in der Freilichtbühne. Die freundlichen Wesen vom Planeten der Spiritualität hatten gerufen, denn der wahnsinnige “Wissenschaftler” hatte die Energie der Planeten genutzt, um seine eigene Macht zu vergrößern und damit die Realität ins Chaos gestürzt. Hass, Gier, Neid, Armut und sogar Kannibalismus hatten um sich gegriffen und es lag an den einzelnen Gruppen nun den spirituellen Wesen genug planetare Energie zu verschaffen, damit diese gegen den fiesen Ganoven bestehen konnten. Ein Unterfangen, das Mut erforderte und sich bis in die Nacht hineinzog. Am Ende gelang es den Schurken zu überwältigen und ins interdimensionale Exil zu verbannen.
Ein weiteres Highlite hatte die Woche noch zu bieten. Am Mittwoch machten sich alle Kinder und Betreuer auf in den Hansa Park. Da wurde Achterbahn gefahren, Pommes verspeist, in der Ruheecke gechillt, in Warteschlangen angestanden, Boot gefahren, Unfug gekauft, Naschen verspeist, nochmal Achterbahn gefahren, lustige Fotos gemacht, und und und …
… und dann war es mittags und das ganze nochmal von vorne! Logisch, dass auf der Rückfahrt im Bus die Luft raus war und man sich ein wenig ausruhen musste, bevor dann wieder das Zeltlager unsicher gemacht wurde.
Irgendwie schien das Dimensionstor vom Vortag wohl noch einen kleinen Spalt geöffnet gewesen zu sein, denn an diesem Abend gingen aus unerfindlichen Gründen sämtliche Uhren der Kinder verkehrt und irgendetwas regte sich da in der Nacht … ?!?
Als die Kinder am nächsten Morgen erwachten fanden sie sich im Mittelalter wieder. Die Zelte waren mit festlichen Wimpeln und Wappen verziert und das Essendach hatte sich in eine Burg mit Bankettsaal verwandelt. Die Königin des Landes - möge ihre Weitsicht gepriesen sein - hatte wohl schon von unseren Fähigkeiten und Erfahrungen gehört und so hieß sie uns besonders herzlich willkommen. Vormittags gab es Ritterspiele, an denen jeder nach Lust und Laune teilnehmen konnte. Nebenher war an der Festtafel immer für Speis und Trank gesorgt. Nachmittags beschloss Sie, die Königin ist - und sie denkt immer pragmatisch - dass alle in den Stand der Ritter erhoben werden sollten. Immerhin könnte man dann ja auch das Land verteidigen, wo man ja sowieso schon da ist. Also wurde ein schneller königlicher Erlass verfasst und alle Kinder erhielten nach einnehmen eines Mut-Trankes und dem Treueschwur den Ritterschlag und einen passenden Adelstitel.
Da Adel verpflichtet ging es auch diese Nacht nochmal raus aus den Schlafsäcken und vor die Tür, um den Schrecken des nächtlichen Waldes bei einer Nachtwanderung todesmutig entgegenzutreten. Das ging weitgehend gut und bis heute liegen keine Verlustmeldungen vor.
Der letzte Tag vor der Abreise stand ganz im Licht der abendlichen Abschlussshow. Hier wurden Kinder von Betreuern und Betreuer von Kindern für besondere Leistungen und herausragende Merkmale geehrt. Es gab sogar zwei kleine Vorführungen, die das Programm abrunden konnten. Im Anschluss an die Show gingen dann alle (oder zumindest die meisten) ins Bett, um für den Abreisetag fit zu sein.
Was folgte war das große Aufräumen am nächsten Morgen und ein vielfach tränenreicher Abschied. Alle freuen sich gewiss jetzt schon auf das kommende Jahr im Adlerhorst und bis dahin werden uns die zurückliegenden zwei Wochen Ferienfreizeit wie immer als die besten Wochen des Sommers im Gedächtnis bleiben.
Danke - SCHÖN!
Bitte - SCHÖN!